schriftliche Antwort zur Anfrage - VII-F-08470-AW-01
Grunddaten
- Betreff:
-
Grünau braucht endlich eine umfassende Präventionsstrategie
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- schriftliche Antwort zur Anfrage
- Vorlageanlass:
- Sonstiges
- Federführend:
- 51 Amt für Jugend und Familie
- Einreicher:
- Dezernat Jugend, Schule und Demokratie
Antwort
Grundlegende Daten zur Situation in Grünau finden sich sowohl im jährlich erscheinenden Sozialreport, im Bildungsreport Leipzig (inklusive Dashboard/ https://t1p.de/Dashboard_BR21) als auch im Planungsraumsteckbrief, der voraussichtlich im Mai 2023 aktualisiert werden wird. Regelmäßig wird auch in der Quartalsberichterstattung zu den Hilfen zur Erziehung im Jugendhilfeausschuss zu Grünau berichtet. Eine ausführliche Bestandsaufnahme der Angebote und speziellen Bedarfe in Grünau findet sich in der Integrierten Kinder- und Jugendhilfeplanung.
1 a) Wie hoch ist die Anzahl der Schulabbrecher*innen, Schulvermeider*innen, schulabstinenten jungen Menschen in Grünau und den Ortsteilen im Vergleich zur Gesamtstadt?
Schulvermeidung/Schulabsentismus/Schulabbruch geht in der Regel auf komplexe individuelle Problemlagen der betroffenen Schüler/-innen und ihrer Familien zurück. Entsprechend schwierig ist eine saubere methodische Erfassung. Der einzige verfügbare valide Indikator auf Ebene der Ortsteile ist der Anteil der Jugendlichen, der ohne mindestens Hauptschulabschluss pro Schuljahr die Schule verlässt. Hierfür liegen gesicherte Angaben des Statistischen Landesamts für jede Schule in Leipzig vor.
Der Anteil der Schulabgänger/-innen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss liegt in Leipzig seit mehreren Jahren bei etwa 10 % (ca. 400 junge Menschen). Etwa die Hälfte der Abgänger/-innen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss stammt von einer allgemeinbildenden Förderschule, dort ist oftmals kein Hauptschulabschluss als Abschlusszertifikat vorgesehen. Die andere Hälfte stammt von Oberschulen.
Die folgende Tabelle vergleicht die Quote der Schulabgänger/-innen ohne mindestens Hauptschulabschluss für den Zeitraum 2014 bis 2022 zwischen den weiterführenden Schulen im Stadtteil Grünau und allen weiterführenden Schulen im Stadtgebiet Leipzig unterteilt nach Schularten sowie für alle weiterführenden Schulen zusammen (Gesamt). Die Unterschiede in der Gesamtquote sind auch auf den höheren Anteil an Förderschulen in Grünau zurückzuführen, deswegen sollten für den Vergleich vor allem die schulartspezifischen Quoten berücksichtigt werden.
Schulart |
Stadtteil/Leipzig |
2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
Gesamt |
Grünau |
19,4% |
17,2% |
24,4% |
21,6% |
17,9% |
19,3% |
19,4% |
19,0% |
15,1% |
Leipzig |
12,4% |
11,4% |
11,3% |
10,2% |
11,7% |
11,2% |
9,4% |
10,2% |
9,2% |
|
Oberschule |
Grünau |
10,3% |
16,1% |
23,9% |
14,6% |
15,0% |
10,3% |
13,3% |
4,9% |
11,7% |
Leipzig |
10,5% |
9,7% |
10,0% |
9,5% |
12,3% |
10,3% |
8,5% |
8,1% |
8,9% |
|
Gymnasium |
Grünau |
1,6% |
0,0% |
0,0% |
0,0% |
0,0% |
0,0% |
0,0% |
3,5% |
0,0% |
Leipzig |
0,2% |
0,3% |
0,1% |
0,1% |
0,0% |
0,5% |
0,0% |
2,8% |
0,0% |
|
Förderschule |
Grünau |
69,1% |
72,9% |
67,0% |
75,3% |
76,6% |
74,0% |
78,1% |
76,7% |
62,9% |
Leipzig |
78,9% |
83,8% |
79,2% |
77,3% |
80,1% |
80,8% |
82,1% |
76,8% |
77,4% |
1 zwei kommunale Schulen, OS-Teil der Montessori-Schule, freie Schule (siehe nachfolgende Tabelle)
2 ein kommunales Gymnasium, GY-Teil der Montessori-Schule (siehe nachfolgende Tabelle)
3 sechs Schulen (siehe nachfolgende Tabelle)
Quelle: Amtliche Schulstatistik des statistischen Landesamts des Freistaates Sachsen
Da sich die Angaben für Grünau auf nur wenige Schulen beziehen, sind typische Schwankungen in den Jahreswerten zu finden. Die Schulabbrecherquoten der Oberschulen liegen über der gesamtstädtischen Quote mit Ausnahmen für 2014, 2019 und 2021. Zu beachten ist an dieser Stelle, dass der Anteil der Abgänger/-innen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss an Schulen in freier Trägerschaft deutlich unter dem der Schulen in kommunaler Trägerschaft liegt. Für eine Übersicht der einzelnen Schulen bietet der Planungsraumsteckbrief Grünau eine Übersicht. In den letzten Jahren hat sich die Quote in Grünau wieder abgesenkt.
Die Abbrecherquoten an den Gymnasien sind so gering, dass sich hier keine gesicherten Unterschiede zwischen Grünau und der gesamtstädtischen Quote ableiten lassen.
Die Abbrecherquote an den Förderschulen liegt in Grünau etwas unter der gesamtstädtischen Quote. Die Unterschiede sind hier darauf zurückzuführen, dass nicht an allen Förderschularten das Erlangen eines Schulabschlusses möglich ist und die Schule Grünau die einzige Schule zur Lernförderung in Leipzig ist, an der das Erlangen eines Hauptschulabschlusses möglich ist.
1 b) Welche Auswirkung hat es, dass alle Förderschulformen in konzentrierter Form hier anzutreffen sind?
Das Schulnetz in Grünau und seinen Ortsteilen (Grünau-Ost, Grünau-Mitte, Grünau-Nord, Lausen-Grünau, Miltitz, Schönau) umfasst 22 Schulen, darunter 6 Förderschulen:
Schulform |
Träger |
Schulname |
Adresse |
Ortsteil |
Grundschule |
kommunal |
78. Schule |
An der Kotsche 41, 04207 Leipzig |
Lausen-Grünau |
Grundschule |
kommunal |
Joachim-Ringelnatz-Schule |
Grünauer Allee 35, 04209 Leipzig |
Grünau-Ost |
Grundschule |
kommunal |
85. Schule |
Stuttgarter Allee 3, 04209 Leipzig |
Grünau-Mitte |
Grundschule |
kommunal |
Friedrich-Fröbel-Schule |
Mannheimer Straße 128c, 04209 Leipzig |
Grünau-Mitte |
Grundschule |
Kommunal |
90. Schule |
Garskestraße 19 |
Schönau |
Grundschule |
kommunal |
91. Schule |
Uranusstraße 1, 04205 Leipzig |
Grünau-Nord |
Grundschule |
kommunal |
100. Schule |
Miltitzer Allee 1, 04207 Leipzig |
Lausen-Grünau |
Grundschule |
kommunal |
Schule Miltitz |
Großmiltitzer Straße 4, 04205 Leipzig |
Miltitz |
Oberschule |
kommunal |
84. Schule |
Stuttgarter Allee 5, 04209 Leipzig |
Grünau-Mitte |
Oberschule |
kommunal |
94. Schule (aktuell ausgelagert) |
Miltitzer Weg 2/4, 04205 Leipzig |
Grünau-Nord |
Gymnasium |
kommunal |
Max-Klinger-Schule |
Miltitzer Weg 2/4, 04205 Leipzig |
Grünau-Nord |
Gymnasium |
kommunal |
Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule, im Aufbau |
Mannheimer Straße 128b, 04209 Leipzig |
Grünau-Mitte |
Förderschule |
kommunal |
Comenius-Schule, Förderzentrum mit dem Förderscherpunkt Lernen im Schulzentrum Grünau |
Miltitzer Weg 3, 04205 Leipzig |
Grünau-Nord |
Förderschule |
kommunal |
Martin-Schule - Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung |
An der Kotsche 39, 04207 Leipzig |
Lausen-Grünau |
Förderschule |
kommunal |
Schule Rosenweg - Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung |
Rosenweg 59, 04209 Leipzig |
Grünau-Ost |
Förderschule |
kommunal |
Wladimir-Filatow-Schule, Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Sehen |
Am Kirschberg 49, 04209 Leipzig |
Grünau-Mitte |
Förderschule |
kommunal |
Schule Neptunweg - Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung |
Neptunweg 31, 04205 Leipzig |
Grünau-Nord |
Förderschule |
kommunal |
Kurt Biedermann Schule – Förder-zentrum mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung |
Garskestraße 19 |
Schönau |
Berufsbilden-de Schule |
kommunal |
Arwed-Rossbach-Schule – Berufliches Schulzentrum, Bautechnik |
Am kleinen Feld 3/5, 04205 Leipzig |
Lausen-Grünau |
Grundschule |
Freier Träger |
Freie Schule Leipzig e. V. |
Alte Salzstraße 67, 04209 Leipzig |
Grünau-Ost |
Oberschule |
Freier Träger |
Freie Schule Leipzig e. V. |
Alte Salzstraße 67, 04209 Leipzig |
Grünau-Ost |
Grundschule |
Freier Träger |
Bischöfliches Maria-Montessori-Schulzentrum Leipzig |
Alte Salzstraße 61/65, 04209 Leipzig |
Grünau-Ost |
Oberschule |
Freier Träger |
Bischöfliches Maria-Montessori-Schulzentrum Leipzig |
Alte Salzstraße 61/65, 04209 Leipzig |
Grünau-Ost |
Gymnasium |
Freier Träger |
Bischöfliches Maria-Montessori-Schulzentrum Leipzig |
Alte Salzstraße 61/65, 04209 Leipzig |
Grünau-Ost |
Gemein-schaftsschule |
Freier Träger |
Leipziger Modellschule (LEMO), im Aufbau |
Ludwigsburger Straße 9, 04209 Leipzig |
Grünau-Ost |
Die Konzentration der Förderschulen in Grünau hat historisch gewachsene Gründe. Durch den starken Einwohnerrückgang in Grünau nach der Wende von ca. 100.0000 auf 25.000 standen viele Schulgebäude leer. Um den Stadtteil lebenswert und belebt zu halten, sollten u. a. möglichst viele Schulen erhalten bleiben. Da die Zahl der schulpflichtigen Kinder gesunken war, handelte es sich vor allem um Schulen mit einem stadtweiten oder sogar überregionalem Einzugsgebiet, wie den Förderschulen. Perspektivisch ist geplant, eine der Förderschulen (Schule Neptunweg) in die Innenstadt umzuziehen.
Es ist nicht davon auszugehen, dass die Förderschulen strukturelle (negative) Auswirkung auf den Stadtteil haben. Die Förderschulen haben ein stadtweites, z. T. überregionales Einzugsgebiet, d. h. die Kinder mit Förderbedarf werden oftmals mit Fahrdiensten zu den Schulen gebracht und nach Schulende wieder an ihren Wohnort zurückgebracht. Förderschulen haben selbst keine Auswirkung auf das Vorhandensein individueller Problemlagen in einem Stadtteil.
Ein individueller Effekt für die in Grünau lebenden Kinder und ihre Bildungsbiografien ist hingegen möglich. Es ist davon auszugehen, dass Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die in der Nähe einer Förderschule leben, seltener integrativ an einer Regelschule beschult werden, wenn sich Möglichkeiten der förderpädagogischen Beschulung in Wohnortnähe befinden. Da der Anteil Jugendlicher ohne Schulabschluss an Förderschulen deutlich höher liegt, als an Regelschulen, könnte hieraus eine Benachteiligung hinsichtlich des Bildungserfolgs für die nicht-integrativ unterrichteten Kinder entstehen. Diesem Umstand sollte durch gezielte Beratung bei der Schulanmeldung/Schulwahl entgegengewirkt werden, so dass hier keine stadtteilspezifische Selektivität entsteht und alle Kinder unabhängig von ihrem Wohnort auf die individuell für sie am besten geeignete Schule gehen können.
2. Wie viele Kinder haben im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen einen Hilfebedarf im Vergleich zur Gesamtstadt und wie viele Kinder werden von der Schulpflicht noch ein Jahr aus welchen Gründen zurückgestellt?
Im Gesundheitsamt wird durch den Kinder- und Jugendärztlichen Dienst jedes Jahr die Schulaufnahmeuntersuchung durchgeführt, welche eine vollständige Stichprobe der Einzuschulenden darstellt und Aufschluss über die Gesundheit der Kinder in der Stadt Leipzig gibt. Für den Einschulungsjahrgang 2022 wurden die vorliegenden Daten auf Ebene der Leipziger INSEK-Schwerpunktgebiete ausgewertet.
Zur Bewertung von Hilfebedarfen und Rückstellungen vom Schulbesuch werden folgende Indikatoren herangezogen:
- Vollständige Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen (U7a, U8 und U9)
-
Kindliche Entwicklung bei der Einschulungsuntersuchung anhand ausgewählter Befunde
- Sprache
- Körperkoordination
- Auge-Hand-Koordination (Visuomotorik)
- Übergewicht und Adipositas
- Schulärztliche Empfehlung für eine Rückstellung vom Schulbesuch
Tabelle: Inanspruchnahmerate der U-Untersuchungen, Anteil vorliegender Befundauffälligkeiten und schulärztlicher Empfehlungen der Schulaufnahmeuntersuchungen 2022 in der Stadt Leipzig
|
Städtischer Durchschnitt |
INSEK-SPG Grünau |
Vollständige Inanspruchnahme U-Untersuchungen (U7a, U8, U9) |
66 % |
47 % |
Kindliche Entwicklung bei Einschulungsuntersuchung |
|
|
Sprache |
23 % |
43 % |
Körperkoordination |
6 % |
11 % |
Auge-Hand-Koordination (Visuomotorik) |
13 % |
24 % |
Übergewicht und Adipositas |
10 % |
18 % |
Schulärztliche Empfehlung für eine Rückstellung vom Schulbesuch |
8,5 % |
17,5 % |
Sprache, Körperkoordination, Visuomotorik und Adipositas/Übergewicht durch Anteil in Behandlung befindlicher Kinder und Kinder mit Arztüberweisungen definiert. |
Die dargestellten Daten zeigen, dass in Grünau die vollständige Teilnahme an den U-Untersuchungen bei den niedergelassenen Kinderärzten lediglich 47 % beträgt und somit 19 Prozentpunkte unter dem städtischen Durchschnitt liegt.
Im Bereich der kindlichen Entwicklung zum Zeitpunkt der Schulaufnahme ist bei allen ausgewählten Befundbereichen zu erkennen, dass Grünauer Kinder deutlich häufiger Auffälligkeiten und (medizinische) Indikationen im Vergleich zum städtischen Durchschnitt aufweisen.
Bei der schulärztlichen Empfehlung zur Zurückstellung vom Schulbesuch nehmen die Grünauer Kinder im städtischen Vergleich mit 17,5 % einen Spitzenwert ein. Eine schulärztliche Empfehlung zur Rückstellung vom Schulbesuch entspricht jedoch nicht automatisch der Anzahl durch die Schulleitung tatsächlich zurückgestellter Kinder.
Insgesamt kann aus schulärztlicher Sicht anhand der Daten der Schulaufnahmeuntersuchung bei Kindern aus dem INSEK-Schwerpunktgebiet Grünau ein sehr hoher Handlungs- bzw. Hilfebedarf aufgezeigt werden.
Daten zur tatsächlichen Einschulung können der amtlichen Schulstatistik entnommen werden. Die Daten vom letzten Jahr der Einschulung (2022/23) liegen aus Datenschutzgründen nicht mehr ortsteilspezifisch vor. Die Daten für die aktuelle Einschulung (2023/24) liegen ebenfalls noch nicht vor, weil noch nicht alle Schulen ihre Rückstellungen gemeldet haben. Für die Entwicklung der vergangenen Jahre, bietet der Bildungsreport Leipzig, S. 96 einen Überblick. Hier waren in drei Grünauer Grundschulen in der höchsten Kategorie, das bedeutet, dass dort jeweils mehr als 15 % der Kinder nicht regulär eingeschult wurden, zwei weitere Schulen waren in der Kategorie 10 % bis 15 % und weitere drei Schulen waren in der Kategorie unter 6 % (alle Dreijahreswert der Einschulungsjahre 2018 bis 2020).
3. Wie viele Hilfen zur Erziehung (HzE) wurden im Planungsraum Grünau und nach Ortsteilen im Vergleich zur Gesamtstadt in 2022 und 2023 gewährt?
Zur Entwicklung der Hilfen im Verlauf wird regelmäßig quartalsweise im Jugendhilfeausschuss berichtet. Nachfolgende Übersicht stellt die Fallzahlen nach Ortsteil im Vergleich zur Gesamtstadt sowie auch nach Hilfeart dar.
31 % aller Hilfen in Leipzig gem. § 34 SGB VIII (stationäre Hilfe) werden in Grünau gewährt, bei den ambulanten Hilfen sind es 18 %. In ganz Leipzig kommen auf eine Hilfe gem. § 34 SGB VIII 0,7 Familienhilfen gem. § 31 SGB VIII. In Grünau liegt das Verhältnis bei 1:0,4. Es ist ein deutlich höherer Bedarf der Hilfen zur Erziehung in Grünau im Vergleich zur Gesamtstadt zu erkennen.
OT-Nr. |
Ortsteil (OT) |
Stat. |
Amb. |
Pflege |
Teil. |
Gesamt-ergebnis HzE |
Hilfe-dichte HzE |
§ 34 |
§ 31 |
Hilfequotient (auf 1 HzE § 34 kommen X HzE gem. § 31) |
EGH |
60 |
Schönau |
29 |
32 |
12 |
2 |
75 |
63,9 |
22 |
13 |
0,6 |
6 |
61 |
Grünau-Ost |
51 |
43 |
20 |
6 |
120 |
98,0 |
40 |
18 |
0,5 |
16 |
62 |
Grünau-Mitte |
142 |
99 |
22 |
3 |
266 |
83,2 |
122 |
48 |
0,4 |
26 |
63 |
Grünau-Siedlung |
9 |
7 |
2 |
1 |
19 |
32,4 |
6 |
2 |
0,3 |
5 |
64 |
Grünau-Lausen |
82 |
75 |
24 |
4 |
185 |
66,0 |
70 |
30 |
0,4 |
30 |
65 |
Grünau-Nord |
97 |
82 |
27 |
8 |
214 |
93,4 |
67 |
29 |
0,4 |
32 |
66 |
Miltitz |
1 |
3 |
1 |
|
5 |
18,1 |
1 |
0 |
0,0 |
3 |
Grünau gesamt |
411 |
341 |
108 |
24 |
884 |
76,5 |
328 |
140 |
0,4 |
118 |
|
Anteil Grünau an Lpz |
29% |
16% |
22% |
25% |
21% |
|
31% |
18% |
|
12% |
|
Leipzig gesamt |
1.395 |
2.172 |
494 |
97 |
4.158 |
34,0 |
1.052 |
764 |
0,7 |
964 |
(Quelle: Statistik ASD Stand 20.03.2023), stat. = stationär. amb. = ambulant, EGH = Eingliederungshilfe, Teil. = Teilstationär
Um die Situation in Grünau vollständig darzustellen, erscheinen auch Fallzahlen außerhalb der erzieherischen Hilfen, z. B. zu Beratungen (Phase I), laufenden Bedarfsprüfungen (BP) sowie Kindeswohlprüfungen (KWG) und im Ergebnis die Inobhutnahmen (ION) relevant, daher werden diese nachfolgend ebenfalls im Sinne der Transparenz dargestellt.
OT-Nr. |
Ortsteil (OT) |
Phase I |
Bedarfsprüfungen (BP) |
BP im Fall |
BP auf EGH |
KWG (lfd. und beendete in 2023) |
ION (lfd und beendete in 2023) |
60 |
Schönau |
15 |
7 |
1 |
0 |
4 |
6 |
61 |
Grünau-Ost |
14 |
5 |
1 |
1 |
2 |
2 |
62 |
Grünau-Mitte |
42 |
15 |
10 |
8 |
23 |
11 |
63 |
Grünau-Siedlung |
1 |
3 |
0 |
0 |
1 |
1 |
64 |
Grünau-Lausen |
24 |
9 |
4 |
4 |
12 |
6 |
65 |
Grünau-Nord |
28 |
16 |
2 |
4 |
12 |
5 |
66 |
Miltitz |
0 |
0 |
1 |
0 |
0 |
0 |
Grünau gesamt |
124 |
55 |
19 |
17 |
54 |
31 |
|
Anteil Grünau an Lpz |
17% |
18% |
14% |
9% |
22% |
24% |
|
Leipzig gesamt |
749 |
303 |
136 |
182 |
242 |
130 |
|
ASD-Statistik, Andere Hilfen zum 31.03.2023 |
|
|
|
|
|
Signifikant hoch gegenüber anderen Leistungen im gesamtstädtischen Vergleich sind die Kennzahlen im Kontext Kindeswohl, woraus sich Hilfeformen ergeben. Bei den Inobhutnahmen (ION) in akuten Krisensituationen waren 24 % aller Inobhutnahmen im Vergleich zur Gesamtstadt in Grünauer Familien.
Nachdem im Jahr 2022 in Grünau 192 Kindeswohlgefährdungen durch den ASD geprüft wurden (17,9 % aller Anzeigen in Leipzig), waren es im ersten Quartal 2023 bereits 54 Meldungen zu Kindeswohlgefährdungen (22 % aller Anzeigen in Leipzig).
4. Wie ist die Hilfedichte in Grünau und den Ortschaften im Vergleich zur Gesamtstadt? Wie viele ambulante, teilstationäre und stationäre Hilfen werden im Vergleich zur Gesamtstadt in Leipzig gewährt?
Während die ohnehin hohe Hilfedichte in der Gesamtstadt bei 34 Hilfen pro 1.000 Jungeinwohner/-innen unter 21 Jahre liegt, zeigt sie sich für Grünau nochmals höher. In Grünau liegt die Hilfedichte bei 76,5; in den Ortsteilen Grünau-Ost und Grünau-Nord bei mehr als 90 Hilfen pro 1.000 Einwohner/-innen unter 21 Jahre. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass drei Mal mehr Hilfen in Grünau im Vergleich zur Gesamtstadt notwendig sind. Die genaue Aufschlüsselung ist der Frage 3 zu entnehmen, da die Hilfedichte und relative Verteilung der Hilfen zur Erziehung analog zu betrachten sind.
5. Wie viele Eingliederungshilfen (EGH) für junge Menschen, auch Schulbegleitung, werden in Grünau und nach Ortsteilen in Grünau gewährt?
Zum Stichtag 31.03.2023 wurde 343 Personen in den Ortsteilen Grünau-Mitte, Grünau- Nord, Grünau-Ost, Grünau-Siedlung und Lausen-Grünau Eingliederungshilfen nach dem Bereich Sozialgesetzbuch Neuntes Buch (SGB IX) gewährt. Zum Stichtag 31.12.2022 waren es 341 Personen. Bei Personen, die stationäre Hilfen in Anspruch nehmen, wurde bei der Auswertung die Anschrift der Eltern berücksichtigt. Die Herkunft der Personen aus Grünau nach Ortsteilen ist in den nachfolgenden Tabellen dargestellt.
Entgegen der Hilfedichte für Hilfen zur Erziehung zeigt sich die Inanspruchnahme von Eingliederungshilfen weniger hoch: 12,8 % aller Eingliederungshilfen in der Stadt Leipzig werden in Grünau gewährt.
Auch die Inanspruchnahme von Schulbegleitung folgt diesem Trend: 49 von 411 Schulbegleitungen oder 12 % erfolgen in Grünau. Dies zeigt sich in den Ortsteilen nochmals deutlicher: Von 411 Bestandsfällen Schulbegleitung im Schuljahr 2022/23 werden 41 in West I (Schönau, Grünau-Siedlung, Grünau-Lausen, Grünau-Nord und Miltitz) und acht in Grünau II (Grünau-Ost und Grünau-Mitte) gewährt. Stadtweit liegen 103 Neuanträge Schulbegleitung im Schuljahr 2022/23 vor, davon acht in West I und zehn in West II, d. h. 17 % der Antragstellungen erfolgten in Grünau. (Quelle: Sachstandsbericht Schulbegleitung 31.03.2023)
6. Wie viele Kindertagesstätten mit welcher Belegungsquote gibt es in Grünau? Wie ist die Inanspruchnahmequote der Betreuung der unter 3-jährigen und der über 3-jährigen und wo sieht die Stadt Leipzig einen Handlungsbedarf?
Folgende Einrichtungen befinden sich derzeit in Grünau:
- Grünau-Mitte: 4 Einrichtungen, hiervon keine kommunale Einrichtungen; zusätzlich 3 Horte
- Grünau-Nord: 5 Einrichtungen (zusätzlich 1 Hort), hiervon keine kommunale Einrichtungen; zusätzlich ein Hort
- Grünau-Ost: 5 Einrichtungen, hiervon 2 kommunale Einrichtungen (Grünauer Allee 18 & Dahlienstraße 75a); zusätzlich 3 Horte
- Lausen-Grünau: 5 Einrichtungen, hiervon eine kommunale Einrichtung (Kändlerstr. 11); zusätzlich 2 Horte
Die durchschnittliche Belegungsquote im Januar 2023 lag bei 82,4 %. Dies meint, dass von 100 verfügbaren Plätzen tatsächlich 82,4 Plätze mit Kindern belegt wurden. Nicht berücksichtigt sind hierbei die Tagespflegestellen in Grünau und Leipzig gesamt.
Quelle: 51.3, Kändlerstraße für geflüchtete Kinder wird nur temporär bis August 2023 betrieben und ist keine Kerneinrichtung, KK = Krippenkinder, KG = Kindergartenkinder
Die durchschnittliche Auslastung wurde aus der Belegung/Kapazität U3 und Ü3 berechnet. Im U3-Bereich ergibt sich eine durchschnittliche Auslastung von 75 % und im Ü3-Bereich eine durchschnittliche Auslastung von knapp 85 % aller Plätze in den Einrichtungen. Grundsätzlich kann jedem Kind somit ein Platz angeboten werden, damit eine frühkindliche Begleitung bereits ab dem ersten Lebensjahr erfolgen könnte.
Die Ermittlung der Inanspruchnahmequote für die Ortsteile in Grünau ist nicht standardisiert auswertbar. Im Jugendhilfeausschuss wird dieses Thema im Bericht der Verwaltung nachgereicht.
7. Wie ist die Inanspruchnahme der BuT-Leistungen für die Grünauer Kinder und Jugendlichen im Vergleich zur Gesamtstadt und wo sieht die Stadt Leipzig einen Handlungsbedarf?
Zur Inanspruchnahme von Leistungen für Bildung und Teilhabe liegt keine Auswertung nach Stadt- und Ortsteilen vor. Seitens des Jobcenters konnte keine Auswertung der Empfänger von Leistungen für Bildung und Teilhabe nach Ortsteilen/Postleitzahlen zur Verfügung gestellt werden. Die Auswertung des Sozialamtes umfasst nur etwa ein Drittel der Leistungsberechtigten im Stadtgebiet Leipzig und gibt nur ein unvollständiges Bild wieder.
Um Leistungen für Bildung und Teilhabe für anspruchsberechtigte Leipzigerinnen und Leipziger leichter zugänglich zu machen, soll in Leipzig zu Beginn des Schuljahres 2023/2024 eine Bildungskarte eingeführt werden (Beschluss VII-DS-04902 der Ratsversammlung vom 13.10.2022). Damit sollen das Verfahren zur Inanspruchnahme von Leistungen für Bildung und Teilhabe in Leipzig vereinfacht werden und Stigmatisierungseffekte für armutsbetroffene Kinder und Jugendliche vermieden werden.
Die Stadtverwaltung stellt Schulen, Kindertageseinrichtungen sowie Familienzentren und anderen sozialen Einrichtungen Informationsmaterial zu den Leistungen für Bildung und Teilhabe zur Verfügung. Das Informationsmaterial liegt auch in den Bürgerbüros der Stadt Leipzig aus. Darüber hinaus informieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialamtes gezielt Personengruppen wie bei der Schuldirektorenkonferenz oder zuletzt die Kindertageseinrichtungsleitungen in Grünau.
Grundsätzlich bleibt aber festzuhalten, dass in ganz Leipzig die Inanspruchnahmequote als zu gering eingestuft werden muss und hier immer Hebungspotentiale zu erkennen sind. Insgesamt stellten lediglich 65,8 % der in 2021 potenziell Leistungsberechtigten mindestens einen Antrag.
8. Wie viele Kindeswohlgefährdungen und Anzeigen zum Kindeswohl fanden in 2022 und 2023 in Grünau im Vergleich zur Gesamtstadt statt?
Wir verweisen auf Frage 3, da die Frage im Kontext der Hilfen zur Erziehung und Inobhutnahmen betrachtet werden muss. Beispielhaft ist nachfolgend zusätzlich das vierte Quartal 2022 dargestellt, um den steigenden und im Vergleich zur Gesamtstadt erhöhten erzieherischen Bedarf für Grünau kenntlich zu machen.
Betrachtet man die ASD West I und II als Sozialraum (Grünau), so wurde dort nahezu jede vierte Gefährdungseinschätzung im 4. Quartal 2022 durchgeführt. Der Anteil festgestellter Gefährdungen im Ergebnis der Prüfung liegt mit 43 % im Vergleich höher als der durchschnittliche Wert in der Stadt Leipzig.
Ergebnis der Prüfung einer mgl. KWG im IV. Quartal 2022 |
ASD Alt-West |
ASD Mitte |
ASD Nord |
ASD Nordost |
ASD Ost |
ASD Süd |
ASD Südost |
ASD Südwest |
ASD West I |
ASD West II |
West gesamt |
Gesamt |
KWG nicht festgestellt |
9 |
22 |
6 |
15 |
24 |
12 |
2 |
8 |
17 |
12 |
29 |
127 |
KWG festgestellt |
15 |
13 |
5 |
11 |
10 |
5 |
0 |
3 |
8 |
14 |
22 |
84 |
gesamt |
24 |
35 |
11 |
26 |
34 |
17 |
2 |
11 |
25 |
26 |
51 |
211 |
Anteil KWG nicht festgestellt |
38% |
63% |
55% |
58% |
71% |
71% |
100% |
73% |
68% |
46% |
57% |
60% |
Anteil KWG festgestellt |
63% |
37% |
45% |
42% |
29% |
29% |
0% |
27% |
32% |
54% |
43% |
40% |
Quelle: Statistik ASD IV. Quartal 2022 (Fälle ohne Angabe fließen in die Auswertung nicht ein)
Insgesamt zeigt sich das Geschehen im Kontext Kindeswohl im Stadtteil Grünau im negativem Sinne stabil auf einem im Vergleich zur Gesamtstadt sehr hohem Niveau. Aus einer Kindeswohlanzeige hat sich nicht in jedem Fall eine Gefährdungs- aber durchaus eine Unterstützungssituation für die Familien durch den ASD ergeben.
9. Ist es strategisch sinnvoll, dass eine Versäulung bestimmter Angebotsformen stattfindet, sprich, dass gut genutzte Infrastrukturen wie der OFT in der Völkerfreundschaft zugleich auch weitere ambulante und präventive Leistungen nach dem SGB VIII anbietet, um Zugangshürden zu mindern?
Das Ziel einer wirkungsorientierten Steuerung von Jugendhilfe besteht darin, eine starke sozialräumliche Infrastruktur mit qualitativ guten, präventiven, niedrigschwelligen Angeboten zu verknüpfen und ein systematisches und nachhaltiges Zusammenwirken dieser Regelangebote auch mit den Hilfen zur Erziehung zu erreichen. Ziel der Integrierten Kinder- und Jugendhilfeplanung ist es, die „Versäulung“ der Kinder- und Jugendhilfe aufzulösen, „indem die Akteure aller Leistungsfelder gemeinsam Empfehlungen zur Weiterentwicklung erarbeiten und der angebotsspezifische Blickwinkel durch einen regional-orientierten Blickwinkel auf die Jugendlichen im Stadtteil/im Gemeindeverbund ersetzt bzw. um ihn ergänzt wird.“[1]
Konkret für Grünau und speziell für den OFT Völkerfreundschaft wurde in einem ersten Schritt die Kooperation mit dem ASD intensiviert. Es werden regelmäßig niedrigschwellige Fallkonferenzen zu Kindern und Jugendlichen in gemeinsamer Verantwortung und in Abhängigkeit der personellen Situation durchgeführt. Die Räumlichkeiten des OFT Völkerfreundschaft stehen grundsätzlich für die Nutzung durch Angebote der erzieherischen Hilfen offen, sofern das für die Erreichbarkeit der Kinder und Jugendlichen sinnvoll ist. Insbesondere in der Ablösephase aus Hilfen zur Erziehung hat sich bewährt, dass ambulante Helfer/-innen ihre Klient/-innen an Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit angebunden haben, um auch für den Zeitraum nach Hilfeende ein tragfähiges Netzwerk für diese Kinder und Jugendliche zur Verfügung zu stellen.
In einem Einzelfall wurde im Jahr 2021 versuchsweise eine Hilfe zur Erziehung durch pädagogische Fachkräfte eines offenen Angebots geleistet. Dies ist jedoch im Rückblick kein geeignetes Modell der Unterstützung. Die Tätigkeit im Bereich der Hilfen zur Erziehung (wie auch in der offenen Jugendarbeit) erfordert spezifische Kompetenzen, eine gute Wirksamkeit zeigt sich, wenn sich diese im Einzelfall gut ergänzen.
Gleichzeitig bietet es sich auch aus Sicht der Verwaltung an, dauerhafte Kooperations- und Kommunikationsstrukturen, insbesondere im präventiven Bereich an Orten zu schaffen, die besonders oft und häufig durch Kinder und Familien frequentiert sind..).
10. Wie ist derzeit die personelle Situation im Grünauer ASD (Besetzung, Krankheit, Überlastungsanzeigen, Fallzahlenschlüssel)?
Derzeit fehlen dauerhaft 2,2 Vollzeitkräfte in den Grünauer Sozialbezirken. Die nachstehende Fallzahl Hilfen zur Erziehung je Fallmanager/-in berücksichtigt nur Hilfearten. Diese haben aber keine mittelbare Aussagekraft über die Anzahl der betreuten Kinder und des Arbeitsvolumens, da beispielsweise in einer ambulanten Hilfe (Zählweise ist ein Fall) vier Kinder betreut werden könnten. Wir verweisen zusätzlich auf Frage 4.
Zudem sind in Grünau durch die langjährige hohe Armutsprägung in Verbindung mit langen Hilfebiographien aus sozialpädagogischer Sicht komplexere Fallkonstellationen zu berücksichtigen. In Grünau geht es vornehmlich, anders als in anderen Sozialbezirken, um die Themen der erzieherischen Basisversorgung bei Themen der Vernachlässigung, Betreuungs- sowie Grundversorgung und den Gewaltschutz der Kinder.
Eine wegen Beschäftigungsverbot ab dem 20.02.2023 unbesetzte Stelle im ASD West I konnte zum 20.03.2023 erfolgreich nachbesetzt werden. Aktuell ist im ASD West I eine Stelle seit dem 01.02.2023 unbesetzt, eine Nachbesetzung ist nicht vor dem 01.07.2023 möglich. Überlastungsanzeigen liegen aus dem ASD West I derzeit nicht vor.
Im Sozialbezirk West II gab es 2022 mehrfach personelle Wechsel, welche ein routinemäßiges Arbeiten erschwerten. Gründe waren die Schaffung einer Stelle für die Betreuung von Ukrainer/-innen, Beschäftigungsverbote, aber auch ein sehr hoher krankheitsbedingter Ausfall und zusätzlich komplexere Fallverläufe in den Hilfearten im Vergleich zur Gesamtstadt. Die Nachbesetzung erfolgte i. d. R. mit Sozialarbeiter/-innen ohne ASD-Erfahrung, so dass eine umfangreiche Einarbeitung durch die Kolleg/-innen geleistet werden musste. Als besonders problematisch stellt sich aktuell dar, dass eine ab November 2022 erfolgte Einarbeitung scheiterte. Der Einsatz von „Springern“ entlastete das Team nicht, da diese krankheitsbedingt ebenfalls nicht zur Verfügung standen. Die Hilfebedarfe und Bestandsfälle müssen de facto seit November durch das Team stetig vertreten werden. Unter anderem führte dies dazu, dass alle Kolleg/-innen des ASD West II im März 2023 gesammelt Überlastungsanzeigen erstatteten. Im Moment werden dazu Gespräche der Sozialbezirksleiterin mit den Sozialarbeiter/-innen geführt. Sowohl die Amts- und Abteilungsleitung als auch der Personalrat sind eingebunden. Im Rahmen eines gesonderten Projektes zum Thema BGM wird die Belastungssituation innerhalb der ASD unter aktiver Beteiligung der Beschäftigten gemeinsam mit dem Personalamt ab Ende April genauer betrachtet und Maßnahmen entwickelt werden. Hierfür wird es auf Leitungs- und Beschäftigtenebene eine Projektgruppe und auf Amtsleitungsebene eine Steuerungsgruppe geben. Zusätzlich wird im Rahmen der derzeitigen Steuerungsuntersuchung HzE der Zuschnitt der Sozialbezirke und die damit einhergehende überdurchschnittliche Belastung ein wesentlicher Bestandteil der Betrachtung sein.
Die sechs Stellen, die im PAAT (präventiv aufsuchend arbeitendes Team) vorgesehen sind, zugleich eine wichtige sozialpädagogische Brückenaufgabe in der Arbeit übernehmen, weisen für die Teams West I und II (Grünau) für die Jahre 2022 eine Anwesenheitsquote von 77 % aus (die anderen präventiven Teams zwischen 84 % und 92 %). Für das Jahr 2023 zeigt sich ein deutlich differenzierteres Bild. Im Jahr 2023 bestand in den vorgenannten Teams für Grünau eine Anwesenheitsquote von lediglich 33 %. Der Krankenstand und die Abwesenheitsquote sind im Vergleich zu den anderen Teams doppelt so hoch.
11. Wie viele Inobhutnahmen wegen akuter Situationen fanden in Grünau, auch nach Ortsteilen im Vergleich zur Gesamtstadt statt?
Siehe auch Frage 3.
Es ergaben sich aus vorgenannter Beantwortung für das laufende Jahr 2023 zum 30.03. 31 Inobhutnahmen (24 % aller Inobhutnahmen). Im Jahr 2022 fanden 71 Inobhutnahmen statt (25,2 % aller Inobhutnahmen in der Stadt Leipzig). Die hohe Belastung und besondere Situation des Stadtteils bildet sich auch in diesem Kontext ab.
[1] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.) (2000): Handbuch zur Neuen Steuerung in der Kinder- und Jugendhilfe. Eine Arbeitshilfe für öffentliche und freie Träger. Stuttgart, Berlin, Köln, Seite 20