„Kölner Straßennetz" gegen Wohnungslosigkeit
Lobby für Menschen ohne Wohnung

Christina Bacher (OASE e.V./Draussenseiter), Jutta Eggeling (Vringstreff e.V.), Schwester Christina (GUBBIO) und Karl-Heinz Iffland (KALZ e.V., v. l.) setzen sich im „Kölner Straßennetz“ für die Nöte wohnungsloser Menschen ein. | Foto: ha
  • Christina Bacher (OASE e.V./Draussenseiter), Jutta Eggeling (Vringstreff e.V.), Schwester Christina (GUBBIO) und Karl-Heinz Iffland (KALZ e.V., v. l.) setzen sich im „Kölner Straßennetz“ für die Nöte wohnungsloser Menschen ein.
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Köln - (ha). Die Initiative „Kölner Straßennetz“ ruft mit einem
Bündnis gegen Wohnungslosigkeit und Armut in Köln zur Solidarität
für benachteiligte Menschen auf. Die Nachfolgeorganisation zum
„Arbeitskreis Umbruch“ vereint sieben freie Träger, um Mitbürger
aufzufangen, die durch die Maschen anderer Netze fallen. Der
Vereinigung gehören bisher der Vringstreff e.V., der OASE Benedikt
Labre e.V., das Kölner Arbeitslosenzentrum (KALZ), die Emmaus
Gemeinschaft, das Draussenseiter Straßenmagazin, die Katholische
Wohnungslosenseelsorge GUBBIO und der BauenWohnenArbeiten e.V. an.

Im Vorfeld der Gründung hatte eine Befragung von 54 Kölner
Wohnungslosen im Auftrag der Stadtverwaltung ergeben, dass sich die
betroffenen Menschen unter anderem nach mehr Privatsphäre und einem
Schutzraum sehnen. Zudem wurde ein Gefühl der Ungerechtigkeit
beschrieben. Die Umfrage stellte fest, dass Familien, Studierende,
Flüchtlinge und Wohnungslose seit Jahren um dieselben Hilfsangebote
und Wohnungen konkurrieren. 

„Wir möchten den Wohnungslosen eine Stimme in der Öffentlichkeit
geben und verstehen uns als Lobby für die Interessen und Nöte dieser
Menschen“, sagt Christina Bacher von Deutschlands ältestem
Straßenmagazin „Draussenseiter“. „Es geht uns vor allem um
Wahrnehmung und Achtsamkeit. Das Netz bietet eine Chance, die
traurigen gesellschaftlichen Entwicklungen öffentlich zu machen“,
verweist Karl-Heinz Iffland vom KALZ auf mehr als 6.000 betroffene
Kölner. „In der Stadtverwaltung gibt es bisher keine Idee, wie man
dem Problem begegnen kann. Die Politik muss hier schnell ein Konzept
entwickeln. Wir sind der Meinung, dass die leerstehenden
Flüchtlingsunterkünfte belegt werden könnten. Das wird jedoch
abgelehnt, da die Objekte nicht für ein langfristiges Wohnen
ausgelegt sind. Dennoch würde dies erst mal die prekäre Situation
mildern“, so Iffland weiter. Deutliche Worte für die Hilflosigkeit
der Entscheidungsträger findet Willi Does: „Es fehlt hier schlicht
der nachhaltige Wille. Die Anstrengungen sind zu schwach“,
konstatiert der Vorsitzende von Emmaus Köln.

Als positives Gegenbeispiel nennt Vringstreff-Geschäftsführerin
Jutta Eggeling Finnland und seine Kommunen: „Dort ist die
Wohnungslosigkeit vehement gesunken, weil die Regierung eng mit den
jeweiligen Hilfsorganisationen zusammenarbeitet und in der
Gesellschaft der Grundsatz eines Wohnungsrechts tief verankert ist“,
berichtet sie.

Tatsächlich konnte die Obdachlosigkeit laut Medienberichten in
Finnland reduziert werden. Diese Tendenz basiert auf dem sogenannten
„Housing-First-Programm“, das eine Umkehr der klassischen
Herangehensweise beinhaltet: Die Menschen haben Anspruch auf eine
Wohnung und müssen nicht zuerst ihre individuellen Probleme, etwa
Krankheit oder Arbeitslosigkeit lösen, um an Räumlichkeiten zu
gelangen. Infos gibt es unter www.koelner-strassennetz.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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