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Tower Barracks Teil eines US-Manövers

Dülmen wird Drehscheibe für Militär-Großübung „Defender 2020”

Schwere Transportfahrzeuge überall auf dem Kasernengelände, in Container verpacktes Gerät: Wer derzeit die Tower Barracks betritt, hat das Gefühl: Da tut sich etwas. Tatsächlich trügt dieses Gefühl nicht, wie Colonel Sean Hunt Kuester und Colonel Jason Knapp jetzt in einem Pressegespräch vor Ort bestätigten.

Markus Michalak

Colonel Sean Hunt Kuester (l.) und Colonel Jason Knapp stellten die Pläne der US-Armee in den Dülmener Tower Barracks vor.
Colonel Sean Hunt Kuester (l.) und Colonel Jason Knapp stellten die Pläne der US-Armee in den Dülmener Tower Barracks vor. Foto: Markus Michalak

„Wir sind Teil der Großübung Defender 2020, mit welcher wir mit unseren Alliierten herausfinden wollen, in welcher Zeit wir große Mengen an Ausrüstung und Personal aus den USA im Falle einer Krise an die zentralen Brennpunkte in Europa bewegen können“, führte Kuester aus. Für Dülmen bedeutet das: Im Frühjahr und noch einmal im Spätsommer 2020 werden große Transportbewegungen über die Schiene und die Straße geplant. Wann es genau losgeht, kann die Army noch nicht sagen, es dürfte allerdings ab Mitte März mit größeren Bewegungen aus den Tower Barracks zu rechnen sein.

Drehscheibe Dülmen

Bis zu 130 aus den Vereinigten Staaten eingeflogene Soldaten werden am Anfang und am Ende dieser Übung in den Tower Barracks campen und die Übung unterstützen. Derzeit sind nach Auskunft der Army inklusive Wachmannschaften, Soldaten und zivilen Angestellten rund 220 Menschen in den Tower Barracks beschäftigt.

Deutschland - und damit auch Dülmen - soll bei diesem Manöver, das offiziell im April und Mai nächsten Jahres beginnt, als Drehscheibe fungieren, um Soldaten und Material aus den USA nach Polen und in die drei baltischen Länder Litauen, Lettland und Estland weiterzuverteilen.

Insgesamt 450 Ausrüstungsgegenstände, darunter Kettenfahrzeuge, Artillerie und medizinisches Equipment, sollen von Dülmen aus in die US-Trainingsbasis Grafenwoehr (Bayern) verfrachtet werden.

Schäden an der Infrastruktur nicht auszuschließen

„Wir werden die Dülmener Bevölkerung, deren Sicherheit wir stets gewährleisten, rechtzeitig vor Beginn der Großübung noch einmal ausführlich über alle geplanten Truppen- und Konvoi-Bewegungen informieren“, verspricht Kuester, der kurz vor dem Pressegespräch auch Bürgermeisterin Lisa Stremlau über die bevorstehende Großübung informiert hatte.

Für Nutzer der Dülmener Straßen und Brücken könnte dieser Stresstest zu erheblichen Verkehrsverzögerungen führen, auch Schäden an der Infrastruktur sind nicht auszuschließen.

Insgesamt 37.000 Soldaten beteiligt

Insgesamt nehmen 37.000 Soldaten aus 18 NATO-Mitgliedsländer an der Militärübung Defender 2020 teil. Die Führung dieses Manövers übernehmen die USA, die dazu 29.000 Soldaten abstellen wollen. 20.000 davon sollen dabei aus den USA nach Europa gebracht werden, der Rest ist bereits in Europa stationiert.

Diese Großübung soll sicherstellen, dass eine schnelle Verlegbarkeit größerer Truppenteile über den Atlantik und durch Europa gewährleistet ist, und dass die Army und ihre Verbündeten im Krisenfall rasch eingreifen können. Insbesondere auf militärische Konflikte an der russischen Grenze soll die Übung vorbereiten.